
Über Menschenhandel
Menschenhandel ist ein schweres Verbrechen und eine grundlegende Verletzung der Menschenrechte, die in unserer Gesellschaft keinen Platz haben sollte. Dennoch beuten Kriminelle nach wie vor Menschen jeden Geschlechts, Alters und Herkunft in allen Regionen der Welt aus. Menschenhändler*innen haben es dabei auf die vulnerabelsten der Gesellschaft abgesehen, vor allem auf Frauen und Kinder, um sie sexuell auszubeuten. Nach den neuesten verfügbaren Daten der EU wurden zwischen 2017 und 2018 offiziell mehr als 14.000 Betroffene von Menschenhandel in der Europäischen Union registriert- die Dunkelziffer ist wahrscheinlich wesentlich höher, da viele Fälle unentdeckt bleiben. Sexuell ausgebeutete Frauen und Mädchen machen nach Angaben der Europäischen Kommission (EK, Mitteilung über die EU-Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels 2021-2025) die Mehrheit der Betroffenen von Menschenhandel innerhalb der EU aus. Laut dem vom US-Außenministerium veröffentlichten Bericht über Menschenhandel 2021, erhöhten die COVID-19 Rahmenbedingungen, die Anzahl der Menschen, die Gefahr laufen Betroffene von Menschenhandel zu werden deutlich.
Zudem wurden bestehende sowie geplante Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels unterbrochen. Die Gewalt, der die Betroffenen des Menschenhandels ausgesetzt sind, hat schwerwiegende Folgen für die physische und psychische Gesundheit und beeinträchtigt somit auch das Gesundheitssystem. Trotz der Auswirkungen dieser Formen der Ausbeutung hat sich die globale Gesundheitsgemeinschaft bisher nur in begrenztem Maße am Dialog und an den Maßnahmen gegen den Menschenhandel beteiligt.Die gesundheitlichen Bedürfnisse der Betroffenen wurden nur unzureichend berücksichtigt.
Unsere Initiative
AMELIEAMELIE ist ein Programm des AMIF (Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds), das darauf abzielt, die Kapazitäten von Gesundheitsdienstleistern und Dienstleistern an vorderster Front zu erhöhen, um Betroffene von Menschenhandel - mit Schwerpunkt auf erwachsenen Frauen - in Belgien, Griechenland, Deutschland und Italien zu identifizieren, sicher zu behandeln und Gender- und Trauma-sensible Dienstleistungen anzubieten.
Das Programm zielt insbesondere darauf ab:
- Überlebende des Menschenhandels zu empowern und ihnen Zugang zu ihren Rechten und Gesundheitsdienstleistungen zu ermöglichen,
- Stärkung der Kapazitäten von Fachkräften, die mit Betroffenen von Menschenhandel arbeiten, insbesondere von medizinischem Personal, durch Schulungen und E-Learning-Tools,
- Verbesserung der Erkennungs- und Identifizierungsmechanismen durch eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Bekämpfung des Menschenhandels und den Gesundheitssystemen.

AMELIE im Einsatz
Verbesserung der Kapazitäten von mehr als 200 Fachkräften im Gesundheitswesen/medizinischen Bereich durch spezielle Lernmittel und Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau
Unterstützung der Selbstbestimmung der 180 Überlebenden und deren Zugang zu psychosozialer und spezialisierter medizinischer Hilfe, einschließlich Beratung, Verweisung, Präventions- und Selbstfürsorgediensten und -praktiken, auf der Grundlage ihrer Bedürfnisse und Präferenzen
Früherkennung Betroffener von Menschenhandel anhand von Schulungen, Sensibilisierung und Verbreitung von Instrumenten für eine bessere Erkennung und Verweisung; ca. 5 000 Fachkräfte und Multiplikator*innen
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Akteur*innen bei der Bekämpfung des Menschenhandels, um die nationalen und transnationalen Verweisungsmechanismen zu stärken.
Adressierung der Herausforderungen bei der Identifizierung und Unterstützung in Notsituationen wie der Covid-19-Krise und Ausarbeitung von Lösungen und best practices für den Übergang von der persönlichen Betreuung zur Online-Betreuung und umgekehrt.
Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für das Thema Menschenhandel.
Wer wird beteiligt?
- Betroffene von Menschenhandel
- Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen/medizinischen Bereich
- Akteur*innen aus Netzwerken zur Bekämpfung des Menschenhandels und Mechanismen
- Nationale und regionale Verwaltung, politische Entscheidungsträger und Migrationsbehörden
- Organisationen der Zivilgesellschaft